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Wie du eine gute Beziehung zu schwierigen Schüler:innen aufbaust – 5+5 Tipps für starke LehrKräfte

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Du hast schwierige Schüler:innen in deiner Klasse, die dich regelmäßig zur Weißglut bringen? Sie stören deinen mühevoll vorbereiteten Unterricht, geben freche Antworten und sind aggressiv gegen ihre Mitschüler:innen. Anstatt eine liebevolle und lustige LehrKraft zu sein musst du ständig schimpfen und Strafen verteilen? So hast du dir das sicher nicht vorgestellt!

Der Schlüssel zu entspanntem und gelassenem Unterricht ist eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung. Doch gerade der Beziehungsaufbau zu deinen schwierigen Schüler:innen stellt eine besondere Herausforderung dar.

Deshalb teile ich hier mit dir die fünf besten Tipps, wie du besonders die Beziehung zu deinen kleinen Störenfrieden stärken kannst. Und so gleichzeitig für eine bessere Lern- und Arbeitsatmosphäre für alle sorgst.

Meine Tipps beziehen sich auf einen langfristigen Beziehungsaufbau. Du brauchst also etwas Geduld, bis du die positiven Ergebnisse sehen kannst.

Weil ich weiß, dass viele von euch in Not sind und schnelle Hilfe brauchen, verrate ich dir am Schluss noch +5 schnelle Tipps, mit denen du gleich morgen in der Schule deine Beziehung zu deinen schwierigen Schüler:innen verbessern kannst.

Warum werden manche Kinder zu schwierigen Schüler:innen?

Grundsätzlich haben alle Kinder das Bedürfnis nach Kooperation. Sie wollen mit Erwachsenen kooperieren, lernen und einfach dazugehören. Was führt also dazu, dass sie sich oppositionell verhalten, nicht lernen, stören oder sogar andere verletzen?

Im Klassenzimmer wiederholen alle deine Schüler:innen die Beziehungserfahrungen, die sie von zu Hause kennen. In der Psychoanalytischen Pädagogik spricht man von der „Reinszenierung“ von Beziehungserfahrungen. Unbewusst versuchen sie, unaussprechliche belastende Erfahrungen und Erlebnisse nicht-sprachlich zum Ausdruck zu bringen. Diese Ausdrucksformen können deinen Unterricht sprengen, alle Regeln und Rituale zu Fall bringen, kurzum: du wirst sie als massiv störend empfinden. Und das selbstverständlich nicht zu Unrecht.

Positive Beziehungen: Der Schlüssel zum Erfolg im Klassenraum

Die psychoanalytischen Pädagog:innen wissen es schon lange, aber nun wird es immer mehr zum Common Sense: Positive Beziehungen spielen für den Lernerfolg der Kinder eine wichtige Rolle. Sie steigern das schulische Wohlbefinden und dadurch die Lernmotivation und Leistungsfähigkeit. Aus der Emotionsforschung weiß man, dass positive Gefühle z.B. unsere Motivation und Arbeitsbereitschaft beeinflussen. Aber auch beim Speichern und Abrufen von Informationen oder bei der Bewertung des Lernprozesses im Allgemeinen spielen sie eine wichtige Rolle. Negative Emotionen, wie z.B. Angst, Scham oder Langeweile, reduzieren dagegen die Aufmerksamkeit und die Gedächtniskapazität.

Kinder in stabilen Beziehungen zeigen vermehrt prosoziales und verringert aggressives Verhalten. Sie haben ein besseres Selbstkonzept und bessere Möglichkeiten zur Stressregulation. Deshalb sind diese stabilen Beziehungen besonders für deine schwierigen Schüler:innen von  Bedeutung.

Aber auch du profitierst von positiven Beziehungen in deinem Klassenzimmer: Teamfähige Schüler:innen sind bereit, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Auftretende Konflikte lösen sie möglichst selbstständig. Das entlastet dich und führt zu weniger Unterrichtsstörungen. Außerdem musst du weniger Unterrichtszeit für die Klärung von Konflikten verwenden.  

Beziehungsorientierter Umgang mit schwierigen Schüler:innen: so geht’s!

Tipp 1: Übernehme die Verantwortung!

Verantwortlich für die Beziehung zwischen einem Kind und einem Erwachsenen ist immer der Erwachsene. Wie auch immer das Kind sich in deinem Unterricht benimmt, es liegt an dir, wie sich eure Beziehung entwickelt. In deiner professionellen Rolle als LehrKraft bist du verantwortlich für das Lernen und das Wohlbefinden jedes Kindes in deiner Klasse.

Aber bitte nicht falsch verstehen: selbstverständlich hat diese Verantwortung auch ihre Grenzen! Insbesondere dann, wenn eine kooperative Elternarbeit schwierig ist, wird das Kind hinter seinen Möglichkeiten zurückbleiben. Du trägst nicht die Verantwortung für die Erziehungsarbeit der Eltern und du bist auch keine Therapeutin. Aber dafür, dass sich jedes Kind von dir in seinen Stärken gesehen und wertgeschätzt fühlt, dafür kannst du sorgen!

Tipp 2: Lass dich nicht in Konflikte verwickeln!

Einige Kinder schaffen es regelmäßig dich zur Weißglut zu bringen? Ihr destruktives Verhalten bringt dich regelrecht in Rage? Möglicherweise empfindest du die ständigen Störungen und Frechheiten sogar als Kränkung? Dann beruhigt dich vielleicht der Gedanke, dass es wahrscheinlich nicht gegen dich als Person geht! In diesem Blogartikel habe ich beschrieben, welche unbewussten Übertragungsprozesse sich täglich im Klassenzimmer vollziehen.

Dort erfährst du, warum gerade im Umgang mit schwierigen Schüler:innen die nicht durchschauten Konfliktbeziehungen besonders destruktiv wirken: Wenn du die Psychodynamik des Kindes und auch deine eigenen Anteile nicht erkennst, kannst du auf das unproduktive Beziehungsangebot des Kindes nur reagieren, du agierst aber nicht mehr mit!

Damit du souverän mit Konflikten umgehen kannst, ist es aber absolut notwendig, aus dieser Abwärtsspirale auszusteigen! Dabei hilft dir regelmäßige Selbstreflexion! Besonders empfehlenswert sind Balintgruppen. Das ist eine psychoanalytische Form der Supervision. Neben der Problematik, die die Schüler:innen mitbringen, steht hier auch die Reflexion der Eigenanteile und der eigenen Deutungsmuster im Vordergrund. Wenn du die erkennst, kannst du die Wahrscheinlichkeit eines destruktiven Mitagierens verringern.

Auch in meinem Coaching können wir sich wiederholende Konfliktszenen zwischen dir und einzelnen Schüler:innen betrachten. Das Klären deiner eigenen Rolle als LehrKraft, den Umgang mit eigenen Schwächen und Grenzen sowie das Finden des eigenen Führungsstils ist wichtig, insbesondere im Umgang mit schwierigen Schüler:innen.

Du möchtest mehr Informationen zu meinem ganzheitlichen Lehrercoaching? Schau dir gleich mein Angebot an!

Tipp 3: Sorge für Struktur und Transparenz!

Auch wenn es nicht auf den ersten Blick miteinander zusammenhängt: Eine gut strukturierte Klassenführung gilt als wichtiger Einflussfaktor auf die Lehrer-Schüler-Beziehung. In festen Strukturen fühlen sich deine Schüler:innen sicher, motivert und unterstützt. Das wirkt sich positiv auf ihre Leistung und ihr Wohlbefinden aus.

Du kannst durch strukturierte Klassenführung außerdem Unterrichtsstörungen vorbeugen. Dadurch wirst du weit weniger Zeit für Disziplinierungen aufwenden müssen als bei einem reaktiven Umgang mit Störungen. Prävention kann u.a. durch die Einführung und Einhaltung von Regeln und Ritualen in der Klasse erfolgen. Wichtig ist dabei, diese konsequent einzufordern und auch nach erfolgreicher Einführung weiter aufmerksam zu überwachen. Ein schlechtes Classroom-Management hingegen kann bei deinen Schüler:innen Unsicherheit auslösen. Sie wissen nicht was als Nächstes kommt und was sie erwartet. Oft führt das zu störendem Verhalten, Unzufriedenheit und Unruhe im Klassenzimmer und das wirkt sich wiederum negativ auf deine Beziehung zu deinen Schüler:innen aus. Wenn z.B. das Wechsel von der Einzel- in die Gruppenarbeit routiniert abläuft, wird nur wenig Lernzeit für das Umstellen der Tische benötigt und es gibt weniger freien Raum für Störungen. Die Beziehung zwischen dir und deinen Schüler:innen wird weniger belastet.

Tipp 4: Nutze Elterngespräche als Chance!

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich leider gerade die Arbeit mit den Eltern von unseren schwierigen Schüler:innen nicht immer als leicht erweist. Dabei kann die Elternarbeit eine wertvolle Chance sein, um gemeinsam das Wohlergehen des Kindes zu fördern. Das schafft Vertrauen und Verständnis zwischen dir und den Eltern und trägt dazu bei, dass deine Schüler:innen sich in der Schule wohlfühlen und erfolgreich sind.

Meine Herzensempfehlung zur Vorbereitung beziehungsstarker Elterngespräche ist die kostenfreie Handreichung vom Hessischen Kultusministerium: Begegnung auf Augenhöhe – Schulbegleitende Gespräche zu dritt. Sehr praxisnah und auf Basis der psychoanalytisch-pädagogischen Theorien bekommst du Hilfestellung für das nächste Elterngespräch. Die Handreichung darf selbstverständlich auch außerhalb Hessens gelesen werden. Und glaub mir: Jede LehrKraft sollte es tun!

Tipp 5: Arbeitet zusammen!

Ich finde, wir LehrKräfte waren lange genug Einzelkämpfer! Wenn du Glück hast, hast du in deiner Schule ein tolles Team um dich, in dem ihr euch gegenseitig unterstütz. Das kann vieles einfacher machen! Ihr könnt euch anstehende Arbeit teilen, Wissen und Erfahrung austauschen oder einfach eine erholsame Pause gemeinsam verbringen.

Aber auch im Hinblick auf unsere schwierigen Schüler:innen ist die Kooperation mit deinen Kolleg:innen superwichtig! Denn selbstverständlich sollten bei euch allen die gleichen Regeln gelten. Das schafft eine klare Erwartungshaltung an die Schüler:innen. Wenn jede von euch unterschiedliche Regeln hat, kann das zu Verwirrung, Ungerechtigkeit und Frustration führen. Und da die Kinder häufig Schwierigkeiten mit ihrer Affektregulation haben, ist die Unterrichtsstörung vorprogrammiert. In vielen Schulen gibt es dafür schon feste Kooperationsszeiten. Das ist gerade für den Umgang mit schwierigen Schüler:innen wirklich wertvoll! Ein gern genutzter Tipp ist auch ein „How to“ für deine Klasse zu erstellen. Hier kannst du wichtige Regeln und Rituale aufschreiben, die dann immer auf dem Pult liegen. So haben es auch Fachlehrer:innen und VertretungslehrKräfte einfacher.

„Wann soll ich denn auch noch Beziehung machen?“

Glaub mir, ich kann erahnen, wie dein Alltag als LehrKraft aussieht! Du weißt vor lauter Arbeit manchmal gar nicht mehr wo dir der Kopf steht und schon morgens vor dem Unterricht wird deine Vorbereitung für den Tag über Bord geworfen und alle möglichen Anliegen stürzen über dich herein. I feel you!

Und jetzt sollst du auch noch Beziehungsarbeit leisten! Und auch noch zu den schwierigen Schüler:innen, die dir so richtig auf die Nerven gehen! Dir ist zwar klar, dass es der einzige nachhaltige und langfriste Ausweg aus dem täglichen Kampf im Klassenzimmer ist, aber: Wann sollst du das noch machen?

Ganz leugnen kann ich jedoch nicht, dass zunächst auch ein zeitliches Investment nötig sein wird, um meine 5 Tipps zum beziehungsorientierten Umgang mit schwierigen Schüler:innen umzusetzen. Aber ich verspreche dir: es wird sich lohnen! Deine investierte Zeit wirst du doppelt und dreifach zurückbekommen und das Wohlbefinden deiner Schüler:innen in deiner Klasse ist natürlich unbezahlbar.

Es wird dich vielleicht überraschen zu hören, dass die Beziehungsarbeit an sich dich keine Extrazeit kosten muss! Vieles kannst du ganz nebenbei in deinem Unterricht erledigen: Zum Beispiel macht es einen Unterschied, wenn du im Verlauf der ersten Stunde zu jedem Kind einmal Blickkontakt aufnimmst und es mit Namen ansprichst. So fühlt es sich gesehen und weiß, dass du es wahrgenommen hast. Nicht viel Arbeit, oder? +5 weitere schnelle Beziehungstipps bekommst du jetzt:.

Sofort umsetzbare Ideen für ein besseres Klassenklima

Die letzen 5 Tipps beziehen sich alle auf einen langfristigen und nachhaltigen Beziehungsaufbau zu deinen schwierigen Schüler:innen. Du brauchst also etwas Geduld, bis du die positiven Ergebnisse sehen kannst.

Möchtest du gleich morgen damit beginnen, deine Beziehung zu deinen schwierigen Schüler:innen zu verbessern? Dann habe ich hier noch 5 Quick-Tipps für dich:

  • Achte morgen mal auf deine Körperhaltung, wenn du den Klassenraum betrittst. Eine selbstsichere und offene Körperhaltung, verbunden mit einem freundlichen Lächeln löst positive Reaktionen bei deinen Schüler:innen aus. Die erste Begegnung des Tages kann entscheidend für den weiteren Verlauf des Schultags sein.
  • Erzähle deinen Schüler:innen regelmäßig auch etwas von dir. Du kannst auch mal Dinge mitbringen, die etwas mit dir zu tun haben. So schaffst du eine Atmosphäre, die es auch deinen Schüler:innen erleichtert etwas von sich zu erzählen.
  • Leg ab morgen mal für ein paar Tage deinen Fokus auf deine schwierigen Schüler:innen und beobachte sie intensiv. Melde ihnen jeden kleinen Fortschritt sofort zurück. Davon werden sie mehr wollen!
  • Sprich deine Schüler:innen so oft wie möglich mit ihrem Namen an. Das schafft sehr schnell eine persönlichere und direktere Beziehung zwischen euch.
  • Finde heraus, was deine Schüler:innen nach der Schule machen und merke es dir. Wenn du nach dem Wochenende fragen kannst, wie das wichtige Fußballspiel ausgegangen ist, zeigt das dem Kind dein Interesse.

Mit Geduld und Einfühlungsvermögen zum Erfolg: positive Beziehungen zu deinen schwierigen Schüler:innen

Der positive Beziehungsaufbau zu schwierigen Schüler:innen stellt eine große Herausforderung dar. Aber er ist der Schlüssel zum Erfolg: Entspannung in deinem Unterricht wird möglich! Meine 5+5 Tipps helfen dir, langfristig eine gute Beziehung zu deinen kleinen Störenfrieden aufzubauen und die Herausforderungen zu meistern. Und davon profitieren letztendlich nicht nur deine Schüler:innen, sondern auch du als LehrKraft!

Hast du auch schwierige Schüler:innen und einen der Tipps bereits ausprobiert? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren!

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Anmerkung: Natürlich wissen wir alle, dass nicht das Kind an sich „schwierig“ ist. Die Bezeichnung geht einem schnell von der Hand und ist in vielen Lehrerzimmern üblich. Dennoch verortet sie Schwierigkeiten ausschließlich beim Kind und das ist nicht ganz fair, oder?

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